Prof. Dr. Birckenback
„Wie wollen wir denn in Zukunft leben? Alle Staaten bis an die Zähne bewaffnet und sich gegenseitig abschreckend? Immer auch mit der Möglichkeit, dass Kriege geführt werden?“ Am Donnerstagabend (23.11.2023) referierte die Hamburger Professorin Dr. Hanne-Margret Birckenbach auf Einladung von VHS Coesfeld und Friedensinitiative Nottuln (FI) in Nottuln zum Thema „Die Zukunft friedlich gestalten – Von der Kriegslogik zur Friedenslogik“. Damit wurde die Reihe „Lust auf Zukunft“ fortgesetzt. Dr. Birckenbach trug wissenschaftliche Forschungsergebnisse vor, wobei die rund 35 Gäste hochkonzentriert diese verfolgen musste. Sie machte jedoch auch vor politischen Einschätzungen keinen Halt: Dass der Deutsche Verteidigungsminister Pistorius Deutschland wieder „kriegstüchtig“ machen will, dazu hatte sie eine eindeutige Meinung. Birckenbach: „Das ist eine nostalgisch rückwärtsgewandte Politik, die eher von verzweifelter Hilfslosigkeit geprägt ist.“ Leider guckten die Politiker im Moment nur in die eine Richtung. Alternativen blieben außen vor. Diese stellte Birckenbach ins Zentrum ihres Vortrags, wobei sehr schnell deutlich wurde, dass die Umsetzung dieser Strategien („Deutschland muss friedenstauglich werden!“) einen mutigen und langen Weg braucht. Birckenbach: „Auf absehbare Zukunft wird es immer wieder Konflikte geben, die bis zum Krieg und Völkermord eskalieren – sei es, weil Gewaltprävention nicht versucht wurde, sei es, weil sie nicht erfolgreich war. Regierungen werden weiterhin unter Druck geraten, ihre Aktionsmacht gerade auch gegenüber der eigenen Öffentlichkeit zu beweisen, Sanktionen zu verhängen und militärisch zu intervenieren.“ Dieser Druck baue sich immer wieder auf, obwohl die Einwände bekannt sind. Sie reichten von der Einsicht, dass mit einer Schädigung des Aggressors dessen Bereitschaft zur Umkehr sinke, seine gesellschaftliche Unterstützung wachse und die Lage der Bevölkerung sich verschlimmere. Die Wissenschaftlerin: „Dies geht bis hin zu der Erfahrung, dass in der Regel eine Militärintervention unter Beachtung der Eigeninteressen von Interventionsmächten trotz der verschwenderischen Bevorratung militärischer Mittel gar nicht möglich ist, und wenn doch, nicht in der Lage ist, Krieg und Völkermord zu beenden, geschweige denn Frieden zu bewirken.“ Die Kriegsgefahr in Europa sei nicht gebannt. Friedenslogische Politik müsse daher auch für den Fall von Konflikten, die sich mörderisch zuspitzen, Vorkehrungen treffen. Wie – das skizzierte die Hamburgerin so: Staaten orientieren sich an den Normen der UN-Charta und des UN-Prozesse (unabhängig von Systemdifferenzen) = Kollektive Sicherheit. Staaten organisieren Sicherheit trotz Konflikt durch gemeinsame Institutionen und Praktiken der Vertrauensbildung = Gemeinsame Sicherheit. Staaten kooperieren in möglichst vielen Bereichen und schaffen dabei gemeinsame Interessen = Kooperative Sicherheit. Staaten sorgen für den Abbau von Gewalt, Unterdrückung, Diskriminierung. Sie verbessern die Grundversorgung, den Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen und investieren in eine faire, nachhaltige Entwicklung = menschliche Sicherheit. Wer sich intensiver mit dem Konzept Friedenslogik statt Kriegslogik beschäftigen möchte – die FI schickt auf Anfrage ein Papier (info@fi-nottuln.de), der Vortrag ist nachzusehen über die Homepage der FI (www.fi-nottuln.de) und das Buch von Dr. Birckenbach „Friedenslogik verstehen (22.90 €) liegt in der Stiftsbuchhandlung Esplör.
„Frieden ist keine Schwärmerei von Traumtanzenden!“ Meint die Professorin Dr. Hanne-Margret Birckenbach. Am Donnerstag, den 23. November 2023 wird die Wissenschaftlerin aus Hamburg um 19.30 Uhr nach Nottuln in die Alte Amtmannei kommen, um im Rahmen der Vortragsreihe von VHS Coesfeld und Friedensinitiative Nottuln (FI) „Lust auf Zukunft!“ einen Vortrag zu halten. Das Thema: „Die Zukunft friedlich gestalten – Von der Kriegslogik zur Friedenslogik“. Gerade richtig, freut sich die FI angesichts der momentanen kontroversen Diskussion zum Thema Frieden in Nottuln und hofft, dass auch viele Interessierte kommen, die auf die bisherige militärische Logik von Friedenssicherung bauen. Dieser Logik stellt Birckenbach die Friedenslogik gegenüber. Die Vor- und Nachteile beider Konzepte werden erläutert werden. Birckenbach: „Eine Friedensentwicklung setzt ein, wenn Gewalt als vermeidbare Schädigung von Menschen durch Menschen abnimmt, wenn Zusammenarbeit trotz Konflikt zunimmt und wenn gesellschaftspolitische Strukturen wie das Recht, der soziale Ausgleich oder eine Konfliktkultur beide Bewegungen stützen. Friedenslogisch gesehen ist Frieden niemals erreicht, perfekt oder abgeschlossen, aber immer rückfallgefährdet. Die Kontinuität im Denken, Sprechen und Handeln in Gang zu halten, bleibt daher eine Aufgabe in Zeiten, in denen Krieg als wenig wahrscheinlich erscheint wie in Zeiten, in denen Krieg unmittelbar erlebt wird. Es ist eine Daueraufgabe.“ Die friedenslogischen Handlungsprinzipien machten deutlich, wie nach heutigem Wissen unter den Bedingungen einer globalisierten Welt gehandelt werden müsse, wenn (mehr) Frieden die Folge sein soll. Der Vortrag basiert auf dem Buch „Friedenslogik Verstehen. Frieden hat man nicht. Frieden muss man machen“, das 2023 erschienen ist. Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach wurde in Politikwissenschaft an der FU Berlin promoviert, habilitierte in Soziologie mit dem Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, ist ausgebildete Mediatorin und arbeitet ehrenamtlich in einer „Schule ohne Grenzen“ zur Unterstützung von Geflüchteten in Hamburg. Im März 2013 wurde ihr der Göttinger Friedenspreis verliehen.