1995 Preis Konziliarer Prozess der Ev. Kirche
Friedensinitiative Nottuln erhielt den Förderpreis Konziliarer Prozeß
„In Anerkennung wegweisender Initiativen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ wurde 1995 der Friedensinitiative Nottuln der Förderpreis Konziliarer Prozeß der Evangelischen Kirche von Westfalen verliehen. Im Rahmen eines Gottesdienstes in der Ev. Marienkirche in Dortmund überreichte der Präses der Ev. Kirche von Westfalen, Dr. Hans-Martin Linnemann, die Urkunde den Mitgliedern der FI. In seiner Predigt stellte Pfarrer Jens Dechow heraus, worum es der Ev. Kirche im Konziliaren Prozeß gehe: „Nicht die `Heile Gänschen-Welt´ ist Ziel unserer Arbeit, ist das Ziel der Gruppen, die wir jetzt ausgezeichnet haben. Es geht uns gemeinsam darum, in einer unvollkommenen Welt kleine Schritte in Richtung mehr Menschlichkeit, mehr Gerechtigkeit und mehr Friedlichkeit zu realisieren.“
Im Anschluss an diesen Gottesdienst fanden im Reinoldium die Ehrungen der fünf Initiativen statt, die in diesem Jahr den Förderpreis erhielten. Über 50 Gruppen aus dem ganzen Land waren vorgeschlagen worden. Durch die Einrichtung eines solchen Preises soll auch auf den weiteren Weg des Konziliaren Prozesses orientiert werden. Für ganz Deutschland wird 1996 die Ökumenische Versammlung in Erfurt stattfinden. Europaweit ist für 1997 ein Treffen in Graz vorgesehen. Schon jetzt arbeiten die Gremien an der Vorbereitung zu diesen Treffen. Die Friedensinitiative Nottuln wurde gebeten, die Arbeit der Ev. Kirche Westfalen zu unterstützen. In seiner Laudatio stellte das Jury-Mitglied Alfred Buß die Vielfältigkeit der Arbeit der Friedensinitiative Nottuln heraus. Sie gehe von einem umfassenden Friedensbegriff aus, der fast dem biblischen Shalom gleichkomme, der Suche nach „ständiges Heilwerden der Gesellschaft“. Zahlreiche Beispiele aus der Arbeit der FI folgten. Hervorgehoben wurde vor allem die Bereitschaft der Nottulner Friedensinitiative, mit allen Menschen, auch mit denen, die völlig anders denken, ins Gespräch zu kommen. Buß: „Die Botschaft, die von dieser Arbeit ausgeht, heißt: `Haltet Frieden mit allen Menschen!´“
Als Form der Selbstdarstellung hatten die FI-Mitglieder ein Potpourri der zahlreichen Lieder, die die Arbeit in den vergangenen Jahren begleitet hatten, gewählt. Die Themen: Demonstrationen in Bonn, Ostermarsch, Tiefflug, und Reisen in den Ostblock. Kleiner Höhepunkt war der eigens für diese Feier geschriebene Rap, der das breite Engagement der FI in den Bereichen Frieden, Ökologie und Entwicklung vermittelte.
Mit der Preisverleihung an die Nottulner Friedensinitiative ging auch die Ev. Kirche Westfalen einen neuen Weg. Zum ersten Mal wurde eine Organisation ausgezeichnet, die nicht direkt eine kirchliche Initiative ist und die sich ausdrücklich als politische Gruppe versteht.
Gefreut haben sich die Mitglieder der Nottulner Friedensinitiative auch über einige Glückwünsche, die anläßlich der Preisverleihung geschickt worden waren. So schreibt z.B. der Friedenswissenschaftler Dr. Dieter Kinkelbur, Osnabrück: „Friedensarbeit bedarf der Kontinuität. Von Nottuln aus sollte auch für das ganze Münsterland ein frischer Wind ausgehen!“ Die Preisverleihung sei verdient, schreibt Winni Nachtwei, Bundestagsabgeordneter aus Münster: „Was Ihr alles angestoßen, wen Ihr alles zusammengeführt, wie Ihr Friedensarbeit so lange durchgehalten habt, wie Ihr das heute trotz aller Unübersichtlichkeiten und Zerrissenheiten schafft, wie Ihr dabei so herzlich bleibt, das ist ziemlich einmalig!“
2006 Klimapreis der Gemeinde Nottuln
Seit 1985 sind Fragen der Energie und des Klimas unser Thema: Energiepolitik ist Friedenspolitik. Gott sei dank, hat sich diese Erkenntnis langsam aber sicher durchgesetzt. Und leider – muss man sagen – ist nun auch dem letzten klar geworden, dass der Klimawandel nicht bevorsteht, sondern, wie Klaus Töpfer das schon vor Jahren in einem Interview sagte: Wir befinden uns mitten in diesem Klimawandel“. Und wir sind als FI sehr froh, dass auch die Gemeinde Nottuln mittlerweile hier ihre Hausaufgaben macht. Ich erinnere daran, dass ziemlich genau vor 1995 Jahren die FI einen Antrag an den Nottulner Gemeinderat gestellt hat. Die Zielsetzung: Auch Nottuln solle doch dem Klimabündnis beitreten. In diesem hatten sich schon damals Jahren viele Kommunen in aller Welt zusammengeschlossen, um vernetzt und vor einander lernend aktive Klimapolitik zu machen. Der Nottulner Gemeinderat lehnte den Antrag damals ab. Das sei Quatsch, meinten damals sogar die Grünen im Rat. Heute ist das anders. Die Zeichen der Zeit sind nicht mehr übersehbar und wir haben eine andere politische Situation in Nottuln – auch einen anderen Bürgermeister. Auch außerhalb von Nottuln wird dies notiert.
Die FI hat 2005 die Solararbeit fortgesetzt und war dabei wieder sehr erfolgreich.
Auf unsere Initiative hin wurden in mit dem letzten Jahr installiert:
– Einzelanlagen 713,2 kWp
– Bürgersolar 75,1 kWp
zusammen 788,3 kWp
Nicht zuletzt auch deshalb rückte Nottuln damit zeitweilig auf Platz 6 der Solar-Landesliga. Mittlerweile steht Nottuln auf Platz 9. In der Bundesliga belegen wir Platz 379.
Im Frühsommer 2005 wurde die Bürgersolaranlage festlich eingeweiht. Mit dabei: die NRW-Ministerin Christa Thoben. Da das Feiern an diesem Tag ein wenig zu kurz kam, haben wir am 20.8.2006 noch einmal mit einem Grillfest auf dem Sportplatz Erntedank gehalten.
Die Arbeit der FI in diesem Bereich war nicht nur erfolgreich, sondern fand auch Anerkennung. Wir durften uns im Frühjahr riesig freuen: Der FI wurde der Klimapreis verliehen. Eine Anerkennung, die uns weiter anspornen wird. In seiner Laudatio hielt Helmut Walter von der FDP fest: „Der Siegeslauf der Photovoltaik kennt auf jeden Fall in Nottuln keine Grenzen“. Das sehen wir auch so und wollen, dass das so bleibt.
Die Arbeit fand auch über Nottuln hinaus Notiz. Auch deshalb ist es uns gelungen, den viel beschäftigen Präsidenten von Eurosolar, Hermann Scheer, zu einem beeindruckenden Abend nach Nottuln zu holen. Er machte uns weiter Mut: Nicht auf die große Politik warten, sondern von unten her, von der Basis aus, selbst aktiv werden und so Realität verändern.
2010 Bundesverdienstkreuz Prof. Dr. Köhnlein
Prof. Dr. Köhnlein war immer ein Unterstützer der FI Nottuln und lange Jahre Mitglied, bis er 2021 verstarb. 2010 erhielt der das Bundesverdienstkreuz. Sein Engagement würdigte die WN 2013, als er 80 Jahre alt wurde.
Prof. Dr. Wolfgang Köhnlein feiert seinen 80. Geburtstag
Kämpfer für Frieden und Umweltschutz
Meriten hat er sich in vielen Bereichen erworben, beruflich wie ehrenamtlich. Und trotz seines fortgeschrittenen Alters ist Prof. Dr. Wolfgang Köhnlein immer noch aktiv, setzt sich vor allem für den Umweltschutz ein. Am morgigen 1. Mai feiert der Havixbecker seinen 80. Geburtstag.
Wolfgang Köhnlein feiert am morgigen 1. Mai seinen 80. Geburtstag. Foto: Markus Kampmann
Am 1. Mai 1933 im damaligen Lauerbach im Odenwald geboren, wuchs Wolfgang Köhnlein in Heidelberg auf. Er studierte Physik und Mathematik an den Universitäten Karlsruhe und Heidelberg, wo er 1963 promovierte. Es folgten berufliche Stationen an der Yale Universität (USA), im Institut für Strahlenchemie des Kernforschungszentrums Karlsruhe und an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster.
1999 wurde Köhnlein in die Deutsche Strahlenschutz-Kommission berufen, bei der er immer noch in einem Arbeitskreis mitwirkt. Von 2000 bis 2005 war er außerdem in der Strahlenschutzkommission der Vereinten Nationen UNSCEAR aktiv.WERBUNG
Seit 1967 lebt Köhnlein schon in Havixbeck und brachte sich auch hier sehr engagiert in das gesellschaftliche Leben ein, wie auch seine – 2008 verstorbenen – Ehefrau Lieselotte. Das unterstreicht schon der sehr seltene Fall, dass beide Ehepartner das Bundesverdienstkreuz erhalten haben: Lieselotte Köhnlein bereits 1990, Wolfgang Köhnlein 19 Jahre später. „Unser Leben war den Schwerpunkten Frieden und Umweltschutz gewidmet“, sagt Köhnlein, dem es immer wichtig war, ein „Zoon Politikon“ zu sein, ein politisch engagierter Mensch.
15 Jahre lang – von 1979 bis 1994 – gehörte Wolfgang Köhnlein dem Rat der Gemeinde Havixbeck an, war fünf Jahre Vorsitzender des Umweltausschusses. Außerdem war er zwölf Jahre lang Presbyter in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Michael. Und er sorgte dafür, dass diese als eine der ersten Kirchengemeinden mit einer Solar- und Fotovoltaikanlage ausgestattet wurde.
Denn der Strahlenexperte ist seit langer Zeit ein Verfechter regenerativer Energien, wofür er auch Anfeindungen erlebte. Schon in den 1990er-Jahren engagierte sich Köhnlein mithilfe des Vereins „S-N-O-W“ für die Errichtung von Windkraftanlagen. Inzwischen eine Genossenschaft, die einen Teil des Gewinns in Entwicklungsprojekte in Indien und Südamerika investiert, ist der Havixbecker dort immer noch Vorstandsmitglied.
In Havixbeck lebt Wolfgang Köhnlein sehr gerne, verrät er. „Ich fühle mich hier Zuhause.“ Auch wenn seine vier Kinder und inzwischen neun Enkel nicht im Baumberge-Dorf wohnen.
2014 Bundesverdienstkreuz Heinz Böer
2016 Bundesverdienstkreuz Robert Hülsbusch
Als Ulla und Robert Hülsbusch und Heinz Böer vor 35 Jahren die Friedensinitiative Nottuln mitgegründet haben, wäre es noch undenkbar gewesen. Inzwischen ist es Wirklichkeit: Nach Böer hat jetzt auch Robert Hülsbusch das Bundesverdienstkreuz bekommen. Der bekennende Pazifist und Kritiker allen militärischen Engagements Deutschlands sieht das als gutes Zeichen: „Es entwickelt sich was, wir dürfen Hoffnung haben – für unsere Kinder und für alle Kinder dieser Welt.“ Am einem Montagabend im Juni 2016 hatten sich die Familie und die Wegbegleiter des damals 61-Jährigen in der Alten Amtmannei zu einer Feierstunde versammelt.
Zu dieser begrüßte Bürgermeisterin Manuela Mahnke die Gäste. „Als ich mich über Nottuln informiert habe, war der Name Robert Hülsbusch einer der ersten, die man mir genannt hat.“ Wegen ihrer Bundeswehr- Vergangenheit habe
man sie vorgewarnt. „Aber es war überhaupt nicht schwierig“, dankte sie dem Nottulner. „Sie sind ein tolles
Vorbild. Und ich hoffe, dass Sie noch lange für unsere Gemeinde wirken.“
Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr schloss sich dem an: „Sie haben sich im positivsten Sinne in die Angelegenheiten des Ortes eingemischt, mit Herz und Hand und aus tiefster innerer Überzeugung. Sie haben
Generationen geprägt und Nottuln ein positives Gesicht gegeben.“
Einsatz gegen Rechtsradikalismus, Engagement für den Frieden, die Eine Welt und die regenerative Energieversorgung – Hülsbusch habe sich mit der FI und anderen Gruppen und Initiativen, denen er angehört, darum gekümmert. „Sie waren der Zeit immer eine Nasenlänge voraus“, resümierte Schulze Pellengahr. „Heute
ernten wir in Nottuln Ihre Früchte.“
2015 Solarpreis Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen
2017 Friedensnobelpreis ICAN – die FI ist über Umwegen Mitglied
Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, kurz: ICAN
Der Friedensnobelpreis 2017: Ein Zeichen gegen Atomwaffen
Mit der Vergabe des Friedensnobelpreises an ICAN erinnert das Nobelkomitee nicht nur an die Schrecken, die vom fortgesetzten Festhalten an nuklearer Abschreckung ausgehen und fordert die Kernwaffenstaaten implizit dazu auf, sich nicht länger ihrer aus dem nuklearen Nichtverbreitungsvertrag erwachsenen Pflicht zu nuklearer Abrüstung zu entziehen. Es unterstreicht auch, dass Bemühungen um nukleare Abrüstung auf allen Ebenen – von Staaten über Nichtregierungsorganisationen bis hin zu kleinen Vereinen und Bürgerinitiativen – gerade in Zeiten zunehmender weltpolitischer Spannungen wichtiger sind denn je. Schließlich ist die Auszeichnung auch ein Signal an die Bürgerinnen und Bürger dieser Erde, dass sich zivilgesellschaftliches Engagement lohnt. Das Zustandekommen des Atomwaffenverbotsvertrags zeigt, dass selbst – oder vielleicht gerade – in einem von Staaten dominierten Feld wie der internationalen Sicherheitspolitik zivilgesellschaftliche Akteure durchaus eine wichtige Rolle spielen können. Dass es wichtig und richtig ist, sich auch einmal gegen die Interessen der mächtigen Staaten zu stellen, sich nicht ihren Spielregeln zu beugen. Nukleare Abrüstung, das hält der Verbotsvertrag unmissverständlich fest, ist künftig nicht mehr allein Sache der Kernwaffenstaaten. Einmal mehr wird damit die gemeinsame Verantwortung der Staatengemeinschaft für die Zukunft des Planeten unterstrichen.
Der 48-jährige Marbacher Roland Blach hat in Oslo mit seinen Mitstreitern von der Abrüstungs-Initiative Ican den Friedensnobelpreis erhalten. Roland Blach ist Koordinator der Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“. Die FI ist seit Jahren Mitglied in dieser Kampagne und war schon mehrmals bei Aktion in Büchel mit dabei.
Seit über 30 Jahren kämpfen wir gemeinsam – Seite an Seite – für die Abschaffung aller Atomwaffen.