Seit 2020 arbeiten wir mit bei der Initiative „Sicherheit neu denken!“ Dies ist ein bundesweites sehr ambitioniertes Projekt, das zum Ziel hat, die Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland bis 2040 zivilorientiert umzubauen – bis hin zur Abschaffung der Bundeswehr. Ein umfassender Friedens- und Sicherheitspolitik liegt diesem Projekt zugrunde. Alle Themen, die die FI Nottuln seit 40 Jahren bearbeitet, finden sich dort wieder. So kann die Arbeit der FI Nottuln gut unter diesem neuen Label stattfinden. Wir werden die nächsten Jahre engagiert daran arbeiten, dass Sicherheit neu gedacht wird. Informiert euch über „Sicherheit neu denken!“
Der aktuelle Vortrag von Ralf Becker – gehalten am 28.10.2024 in Nottuln
Nottuln. „Millionen von jungen Männern, die nicht kämpfen wollen, schießen auf Millionen von Männern, die auch nicht kämpfen wollen. Das ist die Welt von heute. Aber kann das morgen nicht anders sein?“ Zum Schluss des Abends kam der Schauspieler Heinz Rühmann per Video zu Wort (der Filmausschnitt kann aber den YouTube-Kanal der Friedensinitiative Nottuln nachgesehen werden.) Zu dieser Rühmann-Frage hatten die VHS Coesfeld und die FI am Montagabend ins gute besetzte Forum des Rupert-Neudeck-Gymnasiums eingeladen.
Ralf Becker, Koordinator der von zahlreichen Landeskirchen und insgesamt 150 Organisationen getragenen bundesweiten Initiative „Sicherheit neu denken“, hatte dazu eine klare Haltung: „Ja, eine andere Sicherheitsarchitektur für Europa ist möglich und denkbar.“ Becker: „Die unsere Welt auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiter prägende militärische Sicherheitslogik trägt wesentlich zur aktuellen weltweiten Multikrise bei.“ Als Beleg dafür richtete Becker den Fokus auf die derzeitige Gewalt im Nahen Osten und zitierte aus einen ARD-Kommentar vom 25. Oktober 2023: „Durch eine hochgerüstete Armee, durch immer mehr Abschottung und Überwachung gibt es nicht mehr Sicherheit für Israel. Das ist die Lehre des furchtbaren Terrors vom 7. Oktober.“ Seit fast 10 Jahren arbeiten viele Menschen in Deutschland, aber auch mittlerweile darüber hinaus in Österreich, in der Schweiz, in den Niederlanden, in England und auch in afrikanischen Staaten an Perspektiven einer anderen Sicherheitspolitik. Das seien keine „Träumereien“ – so Becker. Viele Module dieser neuen Sicherheitspolitik fußten auf schon bestehende Instrumentarien, die in vielfacher Hinsicht auch ihre Praxistauglichkeit bewiesen hätten. Nachzulesen auch in den 2017 von der Bundesregierung beschlossenen Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern!“ Notwendig sei ein Umdenken, ein Paradigmenwechsel von der „Sicherheitslogik“ zur „Friedenslogik“, vielfach wissenschaftlich erforscht und positiv bewertet. Schon 1990 hätten die europäischen Staaten in der Charta von Paris diese Vereinbarungen getroffen: 1. Souveränität aller Staaten, 2. Aufbau eines gemeinsamen, inklusiven Sicherheitssystems, 3. Gemeinsame starke Abrüstung. Becker: „Wirkliche Sicherheit gibt es nur als gemeinsame Sicherheit mit einer Kommunikation auf Augenhöhe.“ Viele Details dieser neu ausgerichteten Politik sind auf den Folien des Vortrags zu finden, die auf der Internetseite der FI zu finden sind. Im nächsten Jahr wird die Initiative „Sicherheit neu denken“ – vor und nach der Bundestagswahl – gezielt den Kontakt und das Gespräch mit Bundespolitikern und deren Parteien suchen. Becker: „Wir müssen die Welt sicherer machen, auch um gemeinsam die Bedrohung Nr. Eins, die Klimakrise, abzuwenden.“ Darüber zusammen nachzudenken, lohne sich.
www.sicherheitneudenken.de www.fi-nottuln.de
Foto: Ralf Beckerformulierten im Forum „nicht die (eine) Wahrheit“, sondern bot ausdrücklich „Anregungen, um auch angesichts eskalierender Gewalt handlungsfähig zu bleiben.“