Fotovortrag zu einer berührenden Reise mit Georg Schulze Bisping
Nottuln. Zwei Fahrten unternahm Georg Schulze Bisping im letzten Jahr nach Riga. Dort besuchte er – auch für die Gemeinde Nottuln – die Gedenkstätten für die ermordeten Juden. Mit berührenden Eindrücken und Fotos kam er zurück. Am Montag, den 27.1.2025 wird Georg Schulze Bisping um 19.30 Uhr in der Alten Amtmannei über diese Reise berichten. Zuvor wird Winfried Nachtwei noch einmal die Geschichte der Ermordung der Juden Europas in Riga – auch mit vielen Fotos – skizzieren. Zu diesem Abend sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen.
Schon 2019 trat die Gemeinde Nottuln dem Riga-Komitee bei, „getragen“, so hieß es damals in dem Beitrittsbeschluss, „von dem Willen, die Erinnerung an die ermordeten Bürgerinnen und Bürger dauerhaft zu bewahren und ihrer zu gedenken, in der Überzeugung, dass die Gräber- und Gedenkstätte Riga einen bedeutenden, die Heimatstädte umschließenden, zeitgeschichtlichen Beitrag leistet, mit dem Ziel, den auf einer langen gemeinsamen Geschichte beruhenden Beziehungen unserer beiden Länder, ihrer weiteren Entwicklung und dem Frieden in Europa zu dienen.“
Am 13. Dezember 1941 verließ ein Deportationszug mit 390 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus dem Münsterland den Güterbahnhof in Münster. Mit dabei auch der Nottulner Walter Heimbach. Nachdem in Osnabrück 200 und in Bielefeld 420 weitere Menschen in den Zug gezwungen worden waren, fuhr er Richtung Riga. Dort, im „Reichsjudenghetto“, im KZ Salaspils und Wald von Bikernieki begann der Massenmord an den jüdischen Menschen aus dem Münsterland, aus Westfalen und anderen Teilen Deutschlands. In Riga starben die weitaus meisten der über 170 Holocaustopfer des Kreises Coesfeld.
In den Tagen zuvor waren Züge mit jeweils 1000 Menschen aus Berlin, Nürnberg, Stuttgart, Hamburg, Köln, Kassel und Düsseldorf nach Riga gefahren, am 15. Dezember folgte ein Zug aus Hannover, am 27. Januar 1942 einer aus Dortmund.
Ihr Schicksal war über fast fünf Jahrzehnte weitgehend unbekannt. Die vielen Massenmörder und Helfershelfer kamen überwiegend ungeschoren davon.
1989 stieß der damalige Dülmener Geschichtslehrer Winfried Nachtwei im noch sowjetisch besetzten Riga auf die Spuren der Deportierten und lernte Überlebende von Ghetto und KZ kennen.
In seinem illustrierten Vortrag folgt Nachtwei den Spuren der Verschleppten im deutsch-besetzen Riga und dem Schicksal der wenigen Überlebenden nach Kriegsende. Als Bundestagsabgeordneter setzte sich der Referent für eine würdige „Entschädigung“ der Holocaust-Überlebenden in Osteuropa ein, die 1998 endlich durchgesetzt werden konnte.
Am Beispiel des Massengräberfeldes und der Gedenkstätte im Wald von Bikernieki schildert Nachtwei, wie nach Jahrzehnten die Erinnerung aufbrach. Eine zentrale Rolle hatte dabei der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und das Deutsche Riga-Komitee, in dem sich inzwischen 57 Herkunftsorte der Riga-Deportationen zu einem einzigartigen Netz der Erinnerung zusammengefunden haben. In Workcamps des Volksbundes kommen alljährlich junge Leute aus Deutschland, Österreich, Lettland und anderen Ländern zusammen, um die Gedenkstätte zu pflegen und Erinnerung lebendig zu halten.
Der Vortrag verdeutlicht aber auch, wie schwierig es im Baltikum ist, vor dem Hintergrund von 50 Jahren wechselnden Okkupationen zu einer gemeinsamen Erinnerungskultur zu kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Hülsbusch
Foto: Im Juni 2023 fuhr eine Nottulner Delegation nach Riga (links: Georg Schulze Bisping), um dort an dem Gedenkstein „Nottuln“ Blumen niederzulegen. Georg Schulze Bisping wird von dieser beeindruckenden Reise berichten.