Der Krieg muss aufhören. Waffenstillstand und Verhandlungen müssen jetzt Priorität haben.
Rund 100 Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Coesfeld beim Ostermarsch in Dülmen.
„Wir fordern Russland auf, seine Soldaten zurückzuziehen! Aber auf Russland haben wir keinen Einfluss. Einfluss können wir auf unsere Regierung nehmen. Und das tun wir! Auch mit diesem Ostermarsch!“ So begrüßte die Vorsitzende der Friedensinitiative Nottuln (FI), Brigitte Balmer Landwehr am Ostermontag in Dülmen auf dem Marktplatz die zahlreichen Ostermarschierer aus dem Kreis Coesfeld. Die Friedensfreunde Dülmen und die FI Nottuln hatten nun schon zum sechsten Mal hintereinander dazu aufgerufen.
Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich rund 100 Bürgerinnen und Bürger, viele mit bunten Pace-Fahnen und Transparenten ausgestattet. Worum es den Ostermarschierern ging, erklärte Brigitte Balmer Landwehr in ihrer Begrüßungsansprache: „Als ersten Schritt fordern wir unsere Regierung auf, alles für einen Waffenstillstand zu tun, auf die USA und neutrale Drittländer einzuwirken, um diesen Waffenstillstand in der Ukraine und nachfolgende Verhandlungen zu ermöglichen. Diese müssen offen und ohne Vorbedingungen möglich werden. Keine weiteren Waffenlieferungen. Die Eskalationsspirale muss durchbrochen werden.“ Scharf kritisierte die Friedensaktivistin die „jungen Politikerinnen und Politiker der Ampelregierung“: „Wir lassen uns diese Kriegspolitik der Unerfahrenen dieser Ampelkoalition nicht länger gefallen. Diese sogenannte Zeitenwende und diese sogenannte Sicherheitspolitik basieren allein auf einer gigantischen militärischen Aufrüstung, auf Misstrauen und Blockbildung, ja, auf Konfrontation. Das ist nicht die Führungsrolle, die wir uns für Deutschland wünschen.“
Dr. Penelope Glenn von den Dülmener Friedensfreunden zeigte in ihrer Rede auf, wie sehr Militär, Manöver und Kriege das Klima belasten. Ein Panzer verbrauche rund 500 Liter Treibstoff auf 100 Kilometern. Ein Kampfflugzeug emittiere in einer Stunde 11 Tonnen CO2, soviel wie ein Deutscher im ganzen Jahr. Dr. Glenn: „Das Militär ist einer der größten Klimakiller. Wir haben nur diese eine Erde und keine Zeit zu verlieren. Wollen wir, dass die Erde noch Ende des Jahrhunderts bewohnbar ist, können wir uns keine Kriege mehr leisten.“
Als bunte Demonstration zogen dann die Ostermarschierer durch Dülmen und hielten an geschichtsträchtigen Orten inne – so an dem Mahnmal für die Opfer aller Kriege an dem Gebäude des ehemaligen Clemens-Brentano-Gymnasiums. Mit Kaffee und Kuchen, mit Musik und weiteren Wortbeträgen endete der Ostermarsch in der Innenstadt. Die Nottulner FI-Vorsitzende zog nach der Veranstaltung ihr persönliches Fazit: „Natürlich könnten noch mehr kommen, auch noch mehr junge Leute. Aber diese Demonstration, die viele engagierten Menschen haben wir Mut gemacht. Mut in schweren Zeiten!“
Zum Schluss trug Gerlinde Albrecht das Manifest der 80-jährigen vor: „Wir haben erlebt, was Krieg ist!“
Diplomatie statt Waffen!
Nottuln. „Schluss mit dem Krieg! Diplomatie statt Waffen!“ Zum Ostermarsch Kreis Coesfeld ruft neben weiteren Gruppen aus dem Kreis Coesfeld die Friedensinitiative Nottuln nach Dülmen auf.
Der Ostermarsch Kreis Coesfeld beginnt am Ostermontag, den 10. April um 11 Uhr neben dem Löwendenkmal an dem Bronzerelief, das an die völlige Zerstörung Dülmens durch Luftangriffe vor 78 Jahren erinnert. Dort sprechen auf einer Auftaktkundgebung Dr. Penelope Glenn von den Friedensfreunden Dülmen und Robert Hülsbusch von der Friedensinitiative Nottuln. Danach beginnt ein Demonstrationszug entlang der historischen früheren Stadtmauern. Bei kurzen Stopps wird an Kriegsfolgen erinnert. Der Ostermarsch endet unter dem überdachten „Markt der Möglichkeiten“ des EinsA mit Liedern, Gedichten, kurze Ansprachen und mit Kuchen und Kaffee. Der Sprecher der Dülmener Friedensfreunde, Michael Stiels-Glenn: „Hier gibt es witterungsgeschützt die Gelegenheit zu Diskussionen und Erfahrungsaustausch.“ Wir laden alle Menschen zur Teilnahme ein.“ Worum es den Ostermarschierern in diesem Jahr geht, liegt auf der Hand: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine gehe ins zweite Jahr. Wie im ersten Weltkrieg hätten sich die Kriegsparteien festgefahren in einen blutigen Stellungskrieg. Im Aufruf zum Ostermarsch heißt es wörtlich: „Statt, dass unsere Regierung beide Konfliktparteien zu Verhandlungen drängt, liefert der Westen eine Millionen Artilleriegeschosse in die Ukraine – eine Million Mal Tod, Verderben, zerstörte Gebäude und Riesenschäden für das Klima und die Umwelt. Uranmunition des Westens geht an die Ukraine, russische Atomwaffen gehen nach Belarus. Atomwissenschaftler haben die Nuklear-Uhr auf 90 Sekunden vor zwölf gestellt. Nur ein einziger Fehler, eine Computerpanne, kann einen Atomkrieg auslösen.“ FI und Friedensfreunde laden auch zu Ostermarschaktionen im weiteren Münsterland ein: am Karfreitag um 13 Uhr in Gronau und als Friedensradtour am Ostersamstag um 14 Uhr am Schlossplatz in Münster.
Ostermarsch 2022 in Dülmen.
Bei bestem Wetter ging es am Mahnmal in Dülmen los – mit der Ostermontagsdemonstration im Kreis Coesfeld. Michael Stiels-Glenn von den Friedensfreunden Dülmen eröffnete die Auftaktkundgebung. Heinz Böer von der Friedensinitiative Nottuln ging in seinem Beitrag auf drei Punkte ein:
- Der Grüne MdB Hofreiter forderte bei seinem Ukrainebesuch, Deutschland solle dringend schwere Waffen liefern, damit Putin den Krieg verliere. Er scheine die Militärmacht Russlands nicht zu kennen, so Böer. Jeder kann sich ausmalen, was Putin noch alles für Waffen einsetzen würde, ehe er sich geschlagen gebe und damit seine politische Zukunft beende.
Die Friedensinitiative hat dagegen eine Fahne drucken lassen, auf der die weiße Flagge gehisst wird. „Damit ist nicht die Kapitulation gemeint, sondern die Fahne der Parlamentäre. Sie signalisiert die Bereitschaft zu Verhandlungen ohne Waffen.“
- Die schrecklichen Bilder von Mariupol und aus den Vororten von Kiew bezeugen massive Kriegsverbrechen der russischen Armee. Sie werden benutzt, um die Bundesrepublik zu drängen, endlich schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Was für eine Logik! Kriegsverbrechen sind der Anlass, schwere Waffen zu liefern. Diese verlängern den Krieg und machen ihn brutaler. Dadurch passieren noch mehr Kriegsverbrechen… Wer Kriegsverbrechen verhindern will, der müsse den Krieg beenden, so Böer.
- Erste Elemente einer Friedenslösung kommen in den Blick. Inzwischen bietet die Ukraine an, eine neutrales Land zu werden und nicht mehr der NATO beitreten zu wollen. Für die Ostukraine müsste ein Autonomiestatus vereinbart werden, ähnlich wie es Südtirol mit Italien vereinbart hat. Mit solchen Ansätzen können ernsthafte Friedensgespräche beginnen, möglichst morgen.
Nach dem Auftakt ging es auf eine Radtour zu dem ehemaligen Atomgranatenlager Visbeck. Bei einem gemütlichen Picknick im Sonnenschein gab es Musik und Wortbeiträge. Unter anderem wurde das berühmte Gedicht „Sag nein!“ von Wolfgang Borchert vorgetragen. Aus diesem Gedicht hat die Friedensinitiative Nottuln gemeinsam mit dem Friedenskreis Havixbeck 13 Zitate entnommen, sie auf Banner gedruckt und sie im Sommer 2021 im wöchentlichen Wechsel am Rathaus in Nottuln aufgehängt.
„Wir als Friedensbewegung haben kaum einen Einfluss auf die Kriegsparteien. Aber wir haben Einfluss darauf, wie die Bundesrepublik jeden Einfluss nutzt, um den Krieg nicht zu verlängern, sondern Friedensgespräche auf den Weg zu bringen,“ so das Resümee des Ostermarsches.
Ostermontag für den Frieden demonstrieren!
Wir brauchen nicht mehr Waffen! Frieden schaffen wir nur durch eine gemeinsame europäische Sicherheitspolitik. Jetzt erst recht! Sicherheit neu denken.
Krieg in Europa. Klar, dass dieser im Rahmen des Ostermarsches eine zentrale Rolle spielt. Mitglieder der Friedensinitiative Nottuln (FI) fahren wie in den vergangenen Jahren am Ostermontag nach Dülmen zur Ostermarschaktion. Um 11 Uhr beginnt dort am Bronzerelief zur Zerstörung Dülmens neben dem Löwendenkmal (Nähe Marktplatz) eine kurze Auftaktkundgebung. Anschließend fahren die Ostermarschierer mit Fahrrädern zum ehemaligen Sondermunitionsdepot Visbeck fahren, wo bis 1996 atomare Waffen der Amerikaner lagerte. Dort findet ein Friedenspicknick mit Reden und Kultur statt. Jeder kann dort am offenen Mikrofon seine Gedanken und Meinungen zur Kriegssituation kundtun. Die Ostermarschierer und so auch die FI werden deutlich machen: Die weiße Fahne muss gehisst werden. Heißt: Es müssen sofort Verhandlungen geführt werden und in dieser Zeit müssen die Waffen schweigen. Die FI: „Es kann doch nicht sein, dass es erst Verhandlungsergebnisse gibt, wenn die ganze Ukraine in Schutt und Asche liegt und viele, viele Menschen gestorben sind. Da wird, was verteidigt werden soll, zerstört. Was für ein Preis!“
Die Konsequenzen aus diesem Krieg können – so die Ostermarschierer – nicht weitere Aufrüstung und Konfrontation sein. Das Gegenteil sei richtig: Die Atomwaffen müssen – wie auch alle Bürgermeister im Kreis Coesfeld als Mayor for Peace fordern – restlos abgeschafft werden. Zukunft gibt es nur, wenn wir in eine gemeinsame Sicherheitspolitik in Europa einsteigen. Das gehe nur über Verhandlungen und vielen Zugeständnissen auf allen Seiten. Bei dem Ostermarsch-Abschluss am ehemaligen Atomwaffenlager Visbeck wird über diese Perspektiven diskutiert werden. Die FI: „Gerne auch kontrovers. Auf der Suche nach dem Weg aus der gefährlichen Sackgasse!“ Die FI Nottuln lädt alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, mit nach Dülmen zu kommen.
Mit freundlichem Gruß
Robert Hülsbusch
Kontakt Heinz Böer, FI Nottuln: 02509-274