Nottuln. „Ich freue mich sehr, wieder in Nottuln zu sein. Und ganz besonders in diesem schönen Forum des Rupert-Neudeck-Gymnasiums!“ So begann Jürgen Grässlin am Montagabend seinen Vortrag zu seinem neuen Mutmachbuch, um gleich ein schönes Zitat des Namensgebers der Schule anzuschließen: „„Ich möchte nie mehr feige sein. Cap Anamur ist das schönste Ergebnis des deutschen Verlangens, niemals wieder feige, sondern immer mutig zu sein.“
Und dies passte sehr gut zu dem Abend. Die VHS Coesfeld und die Friedensinitiative Nottuln (FI) setzten mit diesem ihre Reihe „Lust auf Zukunft!“ fort. Der Referent, direkt aus Freiburg kommend, brachte sein neues Buch mit: „Wie Lichter in der Nacht. Menschen, die die Welt verändern.“ Das Buch verkaufe sich sehr gut, so Jürgen Grässlin: „Das zeigt mir, es gibt eine untrügliche Sehnsucht von uns Menschen, sich dem Positiven zuzuwenden. Menschen sind – gerade in Zeiten, die nicht einfach sind – aufs Helfen und auf Menschlichkeit ausgerichtet.“ Und so wurden die katastrophalen Entwicklungen – Klima, Artensterben und die Atomkriegsgefahr – nur am Anfang kurz erwähnt. Im Mittelpunkt standen Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen und die weiter handlungsfähig und zuversichtlich sein wollen, die andere Menschen aufrütteln und mit nehmen möchten. So die evangelische Theologin Margot Käßmann. Ihre pazifistische Haltung sei tief in ihrer Biografie verankert. Von ihren Eltern, die beide den Zweiten Weltkrieg mitmachen und miterleiden mussten, hörte sie schon als kleines Kind des Satz: „Nie wieder Krieg!“ Später kam hinzu: „Krieg soll um Gottes Willen nicht sein!“ Ihr tiefer Glaube ist dabei die Basis dieses Denkens, allen voran die Bergpredigt. Jürgen Grässlin hat Margot Käßmann lange interviewt und gespürt, wie stark diese Frau ist und wie fest ihre Grundüberzeugungen sind. Nach wie vor lehnt sie jede Waffenlieferung in Krisen- und Kriegsgebiete ab. Und zum Schluss des Interviews machte sie sich Sorgen um die Demokratie in unserem Land. Käßmann wird in dem Buch deutlich: Als Christ könne man nicht Mitglied der AfD sein. Punkt!
Mit ihrer „Tierethische Landwirtschaft“ setzt Sarah Heiligtag zukunftsweisende Impulse. Die wenigen Tiere auf dem Hof werden frei gehalten und nicht geschlachtet. Sie werden bis zu ihrem Tod gepflegt. Grässlin: „Ich fühlte mich wie im Paradies, als ich auf diesem Hof war!“ Wirtschaftlich lebt der Hof vom Gemüse- und Obstanbau, biologisch und direkt vermarktet an Abonnenten. Alles wird von Hand gemacht, so dass der Boden lebendig bleibt und Lebensraum für Insekten und Bodenlebewesen ist.
Viele weitere Menschen und Gruppen, die mutmachende Projekte ins Leben gerufen haben, wurden im Verlauf des Abends vorgestellt. Sehr viele Vorschläge hätte es gegeben. Auswahlkriterium sei gewesen: Wer entwickelt zukunftsfähige Visionen und setzt diese auch um? Autor Grässlin: „Machen wir uns auf den Weg in eine neue Zukunft – für uns, für unsere Kinder, für unsere Enkel.“
Wer immer Ideen für neue Projekte entwickelt oder Menschen mit Zukunftsvisionen kennt – Jürgen Grässlin wird diese in den nächsten Monaten sammeln und zu einem „Netzwerk für eine bessere Welt“! (Network for a better world / NWBW) bündeln. Die FI kann Ideen weiterleiten oder den Kontakt zum Autor herstellen. Ausschnitte aus dem Vortrag werden in Kürze über den YouTube-Kanal der FI abrufbar sein.
„Wie Lichter in der Nacht.
Menschen, die die Welt verändern.
Ein Mutmachbuch“
Lesung und Gespräch mit dem Autor Jürgen Grässlin, Freiburg
Jürgen Grässlin wirft in seinem neuen Buch ein Licht auf das, was uns in diesen düsteren Zeiten Halt gibt und den Mut, nach vorne zu schauen. Im Gespräch mit Menschen wie Margot Käßmann, Gerhard Trabert und Vandana Shiva, die sich unbeirrt für Umwelt, Frieden und Freiheit, soziale Wärme und Vielfalt einsetzen und die damit viel bewegen, wird die Welt ein wenig heller: Inspiration für alle, die glauben, als Einzelne könnten sie nichts erreichen — die Mutlosigkeit weicht Zuversicht. All die Menschen in diesem Buch — jeden Alters, jeden Geschlechts und jede und jeder mit einem Ziel, für das zu kämpfen sich lohnt, haben eine gemeinsame Botschaft: Du bist nicht allein! Und: Es gibt immer einen Grund, mit Hoffnung nach vorne zu blicken.
Jürgen Grässlin zählt seit vielen Jahren zu den profiliertesten Rüstungsgegnern Deutschlands. Er ist Sprecher der Kampagne »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!«, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), der Kritischen AktionärInnen Daimler und Heckler & Koch sowie Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.). Als Autor verfasste er zahlreiche kritische Sachbücher über Rüstungsexporte sowie Militär- und Wirtschaftspolitik, darunter internationale Bestseller. Grässlin wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, so auch mit dem »Aachener Friedenspreis«.