Analysen und Perspektiven von Jürgen Wagner,
Politikwissenschaftler und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Nottuln. „Wir steuern auf dramatische und sehr riskante Zeiten zu!“ Dies stand am Ende des Vortrags von Jürgen Wagner, Politikwissenschaftler und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. Am Montagabend hatte die Friedensinitiative Nottuln (FI) zu einem Vortrag nicht über die Ukraine, sondern über die Eskalation im indopazifischen Ozean eingeladen. Ziel war es, einen weiteren Blick in die Zukunft zu werfen, um rechtzeitig auf Entwicklungen aufmerksam zu machen, die die Welt noch mehr beschäftigen werden, so die FI. Und in dem Vortrag, per Zoom ausgestrahlt, wurde schnell deutlich: Der Krieg in der Ukraine dominiert aktuell die Berichterstattung. Aber der Indo-Pazifik gilt als die Region, die absehbar ein mindestens ebenso großes Eskalationspotential in sich birgt. Ausführlich ging der Wissenschaftler auf die in diesem Zusammenhang zunehmenden westlich-chinesischen Konflikte ein und beschrieb, wie China und nicht nur die USA, sondern auch andere EU-Staaten und mittlerweile auch Deutschland damit begonnen haben, ihre militärische Präsenz in der Region auszuweiten und wie dies die Kriegsgefahr erhöht. „Ist da noch ein Krieg vermeidbar?“, stellte Wagner die Frage und antwortete mit einem, der es wissen muss, mit Ben Hodges, bis 2017 NATO-Oberkommandeur in Europa: „Ich bin mir sicher, dass wir innerhalb der nächsten fünf Jahre in eine kriegerische Auseinandersetzung mit China geraten […]. Es ist einfach unvermeidbar.“ Ausführlich ging Jürgen Wagner auf die Hintergründe dieser Auseinandersetzung ein. Ein Konkurrenzkampf der Systeme sei entbrannt und werde geschürt. Während die USA und auch die EU wirtschaftlich an Bedeutung verlieren, ist China auf dem Weg zur neuen wirtschaftlichen Supermacht – so Wagner. Diese Auseinandersetzung würde zunehmend militärisch ausgetragen – durch eine aggressive Militärpolitik Chinas und durch eine massive Aufrüstung des Westens in der Region. Die Amerikaner verstärkten ihre militärische Präsens. Und auch die Bundesrepublik zöge da mit. Alles unter dem Slogan: „Deutschland muss mehr Verantwortung unternehmen.“ Diese neue Strategie, die vor zehn Jahren schon der damalige Bundespräsident Gauck vor der Münchener Sicherheitskonferenz proklamierte und die nun die Außenpolitik der Bundesrepublik beherrsche, diese neue Strategie sei die eigentliche Zeitenwende gewesen, so Jürgen Wagner. Mit der Fregatte „Bayern“ schickte die Bundeswehr zum ersten Mal ein Kriegsschiff in den Indo-Pazifik. Weitere militärische Aktionen folgten und sind geplant, Schiffe und Kampfflugzeuge würden in Zukunft Manöver im Indo-Pazifik durchführen. Wagner: „Eine gefährliche Eskalaktion!“ Für die FI stand zum Schluss fest: „Darüber müssen wir mit den hiesigen Bundestagsabgeordneten reden!“
Der Vortrag ist über die Seite der FI oder direkt über den Youtube-Account der FI nachzusehen.
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